bauen

Betonsäule

Vorbereitungsphase

Ich spielte schon länger mit dem Gedanken mir eine Betonsäule zu gönnen, doch meine Frau und ich fanden da irgendwie keinen Konsens 😉 So zogen die Monate und Jahre ins Land und irgendwann im September 2018 griff unser Nachbar im Ferienhäuschen beiläufig das Thema auf: Ich könne bei ihm auf seinem Land jederzeit ein solches Projekt realisieren und wir einigten uns auf einen bestimmten Standort. Anfangs Oktober begann ich mich auf diversen Astroseiten gewissenhaft einzulesen und als ich dann die 16 Tage-Wetterprognose für meine Herbstferien ab dem 22. Oktober (KW43) sah, stand der Entschluss fest: Ich zieh das durch und betonier mir so ein Rohr!

Ich skizzierte grob, erarbeitete Details, erstellte Stücklisten, informierte mich über Beton und fing an zu rechnen: 45 Säcke Beton à 25kg – du meine Güte! Diese Berechnung basierte aus meiner Internetrecherche und der Aushub mass 80x80x80cm und die Betonsäule war ca. 70cm hoch resp. 25cm im Durchmesser. Aber diese „immense“ Menge an Beton kam mir irgendwie suspekt vor und ich vermutete dabei einen Überlegungsfehler meinerseits bei der Volumenumrechnung von den Kilos in die Literangaben des Betons. (25kg = 12l Beton). Ich konsultierte zur Sicherheit meinen Vater, der sein Leben lang Bauingenieur war und nach seinen Ratschlägen und Tipps schrumpfte mein Loch auf 50x50x70cm und die 45 Säcke hatten sich auf ca. 15 reduziert.

In der KW41/42 reservierte ich den Beton im lokalen Baumarkt, bestellte den Lacerta Betonadapter bei TS, klärte letzte Details und vervollständigte meine Einkaufsliste. Einzig das 25cm KG/Abwasserrohr konnte ich in keinem Bauhaus, Hornbach oder OBI finden. Auch die zwei lokalen Sanitärbetriebe im Ort konnten nicht helfen resp. der eine war in den Ferien und der zweite konnte noch keine Auskunft geben, ob er ein solches Rohr hätte. Diese Ungewissheit hielt mich aber nicht davon ab mein Projekt in der KW43 zu starten.

Umsetzungsphase – Tag 1

Am Montag 22. Oktober war es endlich soweit: Ich stand mit meiner Liste im Jumbo und begann den Einkaufswagen zu füllen. Doch meine Hoffnung auf ein 25cm KG-Rohr war vergeblich und ich fuhr ohne das Rohr im voll beladenen (+400kg) Peugeot 207 wieder vorsichtig den Berg hinauf. Im Dorf angekommen, stand zufälligerweise der eine Sanitär bei seinem Lieferwagen und ich sprach ihn auf das fehlende KG-Rohr an. Er konnte mir glücklicherweise ein 20cm PE Rohr anbieten und ein paar Stunden später lieferte er es mir fertig zugeschnitten – Die Welt war wieder in Ordnung!

Ich schleppte mit Hilfe einer Schubkare die Betonsäcke in 2er Portionen die finalen 50m vom Parkplatz über eine steile Wanderpassage und Wiese bis zur Baustelle. Danach ging es mit dem Aushub weiter: Was für eine schweisstreibende Arbeit für einen büroverwöhnten Informatiker 😉 Ich stiess immer wieder auf Steine und durch die geringe Kantenlänge von 50cm konnte ich Schaufel & Pickel nicht optimal einsetzen. Plötzlich der Schreckmoment: Ich sah den Felsen vor mir! Im Vorfeld hatte ich den Untergrund mit einem Locheisen bis auf ca. 40cm sondiert und mein Nachbar meinte, dass der Felsen nicht vor 80cm käme, da diverse Leitungen im Boden seien – soweit die Theorie! Ich gab mich mit den ca. 55 – 60cm zufrieden, denn ein zweiter Aushub an einem anderen Standort kam nicht in Frage. Kurzer Kontrollanruf bei meinem Vater und auch er meinte, dass dies genügen sollte – auch wenn es im Winter auf 800m ziemlich frostig wird!

Bei strahlendem Herbstwetter mit angenehmen 17 Grad stand am späteren Nachmittag betonieren auf der Tagesordnung. Zuerst erstellte ich eine Hilfskonstruktion mit den Dachlatten und Keilen, um das PE Rohr zu fixieren und einigermassen im Lot zu halten. Mit 43 Jahren feierte ich dann Premiere und stellte meinen ersten Beton her – obwohl das ja mit Fertigbeton keine Kunst ist! Sack für Sack mischte ich den Beton mit ca. 2l Wasser an, füllte die daraus resultierenden 12l Beton in die „Grube“ und verdichtete die Masse mit „Schlägen auf den Hinterkopf“ 🙂 Gegen Ende des ersten Tages war das Loch wieder gefüllt und ich fiel todmüde ins Bett. Die Nacht wäre sternenklar gewesen, aber in Anbetracht meiner Kräfte und den noch anstehenden Arbeiten verdrängte ich den Gedanken mein Setting noch aufzustellen.

Umsetzungsphase – Tag 2

Auch am zweiten Tag verwöhnte mich das Wetter vom allerfeinsten und das Betonmischen ging in die nächste Runde. Ich füllte das PE Rohr bis zu einer gewissen Höhe mit Beton und montierte noch 4 Stahlwinkel für die spätere Montage der Holzablageplatte. Danach setze ich mit Dachlatten als Distanzhalter den Lacerta Säulenadapter waagerecht in das Rohr. Er passte nur mit Ach und Krach hinein, da der Aussendurchmesser des Stabilisierungskreuzes am Ende dem Innendurchmesser des Rohrs entsprach. Dieser Umstand veranlasste mich sämtlichen Beton der letzten Etappe erst danach einzufüllen. Wenn ich mir bei der Vorbereitung und dem Terminplan mehr Zeit gegeben und ein 25cm KG-Rohr organisiert hätte, wäre die untere Metallplatte des Adapters ohne Abstand auf das Rohr gesetzt worden – manchmal muss man halt mit Kompromissen und den Folgen leben!

Doch plötzlich hatte ich wieder eine Schreckensminute, weil mir plötzlich auffiel, dass die Ummantelung der Stahlstäbe vom Adapter mit dem Beton nur ca. 12mm betrug! War das genug? Wie sieht das mit dem Frost aus? Mein Ingenieur des Vertrauens winkte aber sofort ab, da der Adapter aus rostfreiem Stahl besteht und die Kräfte zu gering seien für allfällige Risse oder sonstige Komplikationen. Nochmals Glück gehabt und ich mischte nun speziellen Fliessbeton an, da ich nicht mehr verdichten konnte. Mit einer viel zu kleinen Maurerkelle schöpfte ich den Beton in den schwarzen Schlund bis er bis obenhin gefüllt war.

Umsetzungsphase – Tag 3

Am dritten Tag widmete ich mich der Umgebung und ich verarbeitet den Aushub, um das Terrain ein wenig zu begradigen. Danach gabs noch eine grüne Lackierung damit sich das wüste Rohr besser in die Landschaft eingliederte. Beim Schreiner im Dorf holte ich mir am Nachmittag noch eine Massivholzplatte aus Lärche mit einem Durchmesser von 62cm, die ich dann im Frühling auf die Winkel montieren werde. An der Unterseite wird noch eine selbstgebaute Holzbox „Schaltzentrale v2“ mit den Massen 42x30x10cm angebracht, in der ein All-in-One PC die Steuerung der Montierung übernimmt. Bei der Lösung zur Abdeckung der Montierung schwanke ich noch zwischen einer atmungsaktiven Schutzplane oder runden Holzabdeckung, aber dieser Entscheid fällt dann erst 2019.

Epilog

Zwei Wochen nach Abschluss der Bauarbeiten wollte ich den ersten Test mit meiner CGEM nachholen, da mir in den Ferien die passende M12 Schraube fehlte. Doch als ich die Montierung auf den Adapter setzte, blieb ein winziger Abstand von ca. 0,5 – 1mm zwischen Adapter und Montierung – Was für ein Frust!  Trotz fetten und drehen blieb der Spalt und dementsprechend wacklig und instabil verhielt sich das Ganze. Und auch der Norddorn schien nicht zu passen resp. er war zu wenig hoch für die Schrauben meiner CGEM.

Sogleich ein E-Mail an Tommy von Teleskop Austria gesendet und ihn gefragt, ob er dieses Problem kenne. Die Antwort folgte prompt und ich fiel aus allen Wolken: Der Betonsäulenadapter sei nicht für die CGEM gemacht und sie verkaufen den primär für die EQ6/8. Zweites E-Mail an Wolfi mit der Bitte um Erklärung, die auch postwendend kam in Form einer Entschuldigung und Gutschrift und der sofortigen Anpassung im TS Shop.

Ich habe mir nun aus Aluminium eine Art Unterlagscheibe geschnitten, die die Distanz ausgleicht und somit die Montierung dann wieder vollflächig aufliegt. Nicht vorstellbar, wenn die Montierung gar nicht gepasst hätte und ich die ganze Zeit, den Schweiss und das Herzblut vergebens investiert hätte!

Witterungsschutz

Nach Abschluss des „Rohbaus“ standen 2019 weitere Themen an: Schutz vor Umwelteinflüssen, Remote Steuerung mit neuem AiO Computer, Netzwerkanbindung und Stromversorgung.

Ich liess mir Muster von Schutzhüllen der Firma Blacho-Tex und Moebelle zustellen und das Rennen machte schlussendlich die leichte und atmungsaktive Variante von Moebelle in einem wunderschönen olive-grün. Anhand meiner Skizze wurde in Handarbeit die gewünschte Abdeckplane in Form eines Kegelstumpfes hergestellt. Die Befestigung an der Stirnseite der Holzablageplatte erfolgt mit einer Schlauchschelle, die ich nach langem Suchen (ich kannte den Fachbegriff nicht) auf eBay fand.

Die rohe Ablageplatte aus Lärchenholz erhielt eine biologische Schutzlasur und ich bohrte 18 Lüftungslöcher in die Platte, damit durch die Luftzufuhr resp. Zirkulation die Bildung von Feuchtigkeit unterhalb der Schutzhülle verhindert wird. Um auf „Nummer sicher zu gehen“ installierte ich noch ein kleines 5 Watt Solarmodul mit einem Lüfter (Masse 10x10cm), der die Luft zusätzlich umwälzt. Alle offenen Stellen (Lüftungslöcher, Spalt zwischen Säule und Abdeckplatte) dichtete ich mit einem Moskitonetz ab als Schutz vor unliebsamen Gästen (Ameisen, Wespen, Spinnen). Das Solarmodul ist neben der Säule auf einem B+W Outdoor Koffer (die Plastikbox auf den Bildern hat keine zwei Monate überlebt), in dem die Gegengewichte der CGEM liegen, mit zwei Spanngurten befestigt.

Mit all diesen Massnahmen bin ich und meine CGEM bereit für den ersten Winter 2019/20. Die freundlicheren Monate März bis Oktober hat sie jedenfalls ohne Schäden überstanden und ich bin bei jedem Besuch am Beobachtungsort äusserst dankbar, dass ich den Aufbauprozess und das Alignment Verfahren mit dem Bau der Säule optimiert habe.

Schaltzentrale v2

Mein Konzept der „Holzbox“ verfeinerte ich mit der neuen Situation der Betonsäule und die Schaltzentrale v1 ging in Rente. Die Schaltzentrale v2 besteht grösstenteils auch aus Sperrholz und beinhaltet einen Intel NUC, einen USB Hub, diverse Kabel und eine Stromleiste für sämtliche Geräte (NUC, CGEM, MGEN, USB Hub und Kamera). Die Holzbox ist portabel und wird mit Schraubhaken an der Holzablageplatte aufgehängt. Die abgehenden Kabel vom NUC sind mit Klettbindern fixiert und durch zwei Löcher an der Oberseite, die mit Kabeldurchführungen bestückt sind, gelangen sie über ein weiteres Loch in der Ablageplatte zur Montierung. Mehr Informationen und Details dazu gibt es unter diy projekte.

Stromanschluss und LAN-Verbindung

Als letzter «todo» Punkt auf meiner Liste beim Ausbau des Beobachtungsplatzes stand die Versorgung mit Strom (ohne Kabelrolle) und die Anbindung in ein kabelgebundenes Netzwerk. Ich nutzte spontan ein schönes Wochenende im August 2019 und begann einen kleinen, ca. 30m langen Graben vom Häuschen bis zur Säule auszuheben. Trotz geringer Breite und Tiefe kam ich gehörig ins Schwitzen, da mir gefühlte 100’000 Steine in den Weg gelegt wurden! Das Strom- und Netzwerkkabel verlegte ich danach in zwei separaten Flexrohren, die jeweils am Anfang und Ende als Abschluss eine Outdoor Steckerbox haben. Mehr Informationen und Details dazu gibt es unter diy projekte.

Materialien & Kosten in CHF

  • Lacerta Betonsäulenadapter 250.-
    *Hinweis: Ist eigentlich nicht für die CGEM passend (siehe Epilog)
  • Brickston Trockenbeton, frostsicher (10x25kg) 90.-
  • Sica Fliessbeton, frostsicher (2x25kg) 30.-
  • PE Rohr Ø 20cm 30.-
  • Holz (Dachlatten, Keile) 50.-
  • Winkel, Schrauben, Unterlagscheiben 10.-
  • M12 Innensechskant- oder Sterngriffschraube
  • Massivholzplatte Lärche Ø 62cm, Dicke 2cm 60.-
  • Buntlack 10.-
  • Pflastermulde 15.-
  • Wasserwaage 15.-
  • Maurerkelle
  • Schaufel & Pickel
  • Messbecher
  • Schutzhülle (atmungsaktive Massanfertigung) 170.-
  • Solarmodul mit Lüfter 50.-
  • B+W Outdoor Koffer 70.-